Manuelas Neue Wege
Manuelas neue Wege heißt der zweite Teil der Serie erzählender Sachbücher zum Thema Zeitmanagement und Selbstorganisation. In dieser Reihe begleiten wir die Unternehmerin Manuela Burger auf ihrem Weg vom Chaos zur Ordnung.
TEIL 2: MANUELAS NEUE WEGE
Die Unternehmerin Manuela Burger hat die ersten Schritte aus dem Chaos geschafft und sich vom toxischen Kunden Siegfried Hauer getrennt. Nun ist sie bereit, sich neu zu erfinden und ihr Selbstmanagement auf ein neues Niveau zu heben. Ihr Coach hilft ihr, die tieferen Ursachen ihrer Schwierigkeiten zu erkennen und zu meistern. Doch dann tauchen neue Probleme auf.
Die Unternehmerin Manuela Burger hat die ersten Schritte aus dem Chaos geschafft und sich vom toxischen Kunden Siegfried Hauer getrennt. Nun ist sie bereit, sich neu zu erfinden und ihr Selbstmanagement auf ein neues Niveau zu heben. Ihr Coach hilft ihr, die tieferen Ursachen ihrer Schwierigkeiten zu erkennen und zu meistern. Doch dann tauchen für Manuelas neue Wege auch neue Probleme auf.
Manuelas bisheriger Weg
Manuela ist mit dem Arzt Alexander Burger verheiratet und hat mit ihm zwei Kinder. Sie ist eine selbständige Beraterin für PR und Social Media und genießt einen Ruf als innovative Kraft.
Ihre Schwäche liegt in der Selbstorganisation, sodass sie einen Coach engagiert, worauf sich ihr Selbstmanagement Zug um Zug verbessert. Jedoch verschlechtert sich die Beziehung zu ihrem Kunden Siegfried Hauer, von dem sie sich trennt.
Manuelas neue Wege beginnen mit einer kurzen Auszeit in der steirischen Wellness-Oase Bad Waltersdorf.
Manuelas neue Wege - Abreise
»Schatz«, Alexander hievte den Koffer in den Kofferraum. »Schön war’s!«
»Leider viel zu kurz.« Manuela seufzte. »Ich wäre gern noch eine Woche hier geblieben. Allein, um zu feiern, dass wir diesen Siegfried los geworden sind.«
»Geht sich leider nicht aus.« Der Gatte lachte und lies die Heckklappe zufallen. »Die Kids warten schon auf uns. Und ewig können wir die nicht bei deiner Mum lassen.«
»Da hast du recht.« Manuela gab ihrem Göttergatten einen Kuss. »Ich vermisse sie.«
»Und gehen dir auch die Analysen von den letzten Spielen der Austria auch ab?«, fragte Alex und änderte seine Tonlage. »Dass der Marco Djuricin nicht schießen sondern passen hätte sollen. Aber so wie die gespielt haben, hätte die Austria auch gegen Rapid Oberlaa verloren.«
»Geh komm.« Manuela boxte ihrem Mann sanft in den Oberarm und lachte. »Er ist halt ein Fußballnarr. Und mir sind seine Lästereien auch viel lieber als die vom Siegfried.«
»Und ich freue mich auch schon auf die Fragen von Klara, wann ich ihr ein Pferd zum Reiten kaufe.«
»Da wird noch einiges Wasser die Donau runtergehen.« Manuela stieg in den Wagen und lächelte. Das Pferdealter würde so wie das Fußballalter vorbeiziehen. Bis die Pubertät der Kinder sie heimsuchte, blieben noch ein paar Jahre.
»Stimmt.« Ihr Mann setzte sich an die Fahrerseite und startete den Wagen.
Manuela warf einen letzten Blick auf die Anlage, welche drei Tage lang ihr Zuhause gewesen war. Ein wohliges Kribbeln lief über ihren Rücken, als ihre Gedanken zur Ayurveda-Behandlung glitten. »Die Massage gestern war die beste, die ich jemals erlebt habe. Ich glaube, das Hotel wird uns wiedersehen.«
»Ich habe es auch genossen, aber jetzt müssen wir zurück in den Alltag. Egal, ob es uns passt oder nicht.«
»Stimmt.«, Manuela sah auf die Uhr. »Schatz, wir müssen uns etwas beeilen, wenn wir mittags bei Mama sein wollen.«
»Das geht sich ganz gemütlich aus«, sagte Alexander.
Trotz des Wandels zu einer Thermenhochburg hatte sich Bad Waltersdorf den ursprünglichen Charme eines bäuerlichen Dorfs bewahrt. Bestimmt hatte es massive Debatten gegeben, als man das Thermalwasser entdeckt hatte. Zu den neuen Perspektiven dürften sich der eine oder andere Zweifel gemischt haben und Manuela konnte sich leibhaftig den Widerstand eines Altbauern vorstellen, wenn der Sohn den Acker an den Betreiber des geplanten Wellnesszentrums verkaufen wollte. Veränderungen brauchten Mut, wenn man sich dafür einsetzte und es bedurfte enormer Kraft, sie umzusetzen.
Einen Vorteil hatte die Bauernfamilie genossen, als sie den Acker losgelassen und verkauft hatte. Das Geld für das umgewidmete Bauland konnte sich sehen lassen und hatte der Familie neue Perspektiven eröffnet.
Im Gegensatz zu Manuela. Nach langem Ringen mit sich hatte sie es geschafft, sich von Siegfried Hauer zu lösen und ihre Hand für Neues frei zu bekommen. Dafür hatte sie keinen Cent in Aussicht und von anderen Einkommensquellen fehlte jede Spur. Ein flaues Ziehen machte sich in ihrem Magen breit.
Sie fuhren auf die Südautobahn. Nun ging es Richtung Wien zu Mama. Bestimmt würden dort Manuelas Geschäft zum Thema werden. Wie sollte sie ihr erklären, dass sie Siegfried in die Wüste geschickt hatte?
Manuelas neue Wege - Zwischenstopp
Nach der Autobahnabfahrt dauerte es hinter dem Kreisverkehr nicht mehr lange, bis der Wagen durch Leopoldsdorf bei Wien glitt. Manuela warf einen Blick auf den Spielplatz, der an ihrer rechten Seite vorbeizog. Als Kind hatte sie gern die Schaukel benutzt, doch von ihrem Nachwuchs fehlte dort jede Spur.
»Ich freu mich auf die Kids«, sagte Manuela.
»Ich mich auch.« Alexander nahm die letzte Abzweigung und ließ den Wagen vor ihrem Elternhaus ausrollen.
Florians Stimme drang an ihr Ohr. Der Junge schien ein fiktives Fußballmatch zu kommentieren.
»Das ist die Chance. Djuricin erhält den Ball, überdribbelt den ersten, dann den zweiten. Pass zu Burger. Schuß. Tor. Drei zu Eins für die Austria. Das ist die Entscheidung! Torschütze: Florian Burger!«
Manuela stieg aus und blickte über den Zaun. Die Euphorie ihres Sohns übertrug sich nicht auf ihre Tochter. Im Gegenteil. Klara saß gedankenversunken auf der Terrasse und studierte mit dem Stift in der Hand die Kronenzeitung.
»Kinder!«, rief Manuela über dem Zaun.
»Mama!«, Klara stürmte auf sie zu. »Vier Fehler habe ich schon gefunden. Aber ich find‹ den fünften nicht.«
»Lass sehen.« Manuela öffnete das Gartentor und ging auf ihre Tochter zu. »Vier Augen sehen mehr als zwei.«
Klara hielt ihr die Zeitung unter die Nase. Sofort erblickte Manuela die Karikatur einer mittelalterlichen Burg. In einem der Türme saß das Burgfräulein und hielt einen riesigen Magneten in den Händen, mit dem sie den verdutzten Ritter von seinem Ross zog. Auf der Kopie auf der rechten Seite zierten vier Kreuze die gefundenen Fehler. Dass auf dem Schild ein Fleck fehlte, war Manuela sofort aufgefallen. Doch hier hatte Klara vermutlich ihr erstes Kreuzchen gesetzt. Der Turm im Hintergrund hatte im Fehlerbild ein Fenster zu viel. Der Schweif des Pferdes war rechts etwas zu lang ausgefallen und das Tier hatte auf dem Weg zur anderen Seite ein Ohr verloren.
»Wir müssen auf die Details schauen.« Manuela grübelte. »Auch im Hintergrund.«
»Ich hab’s.« Klara jauchzte. »Der Kamin.«
»Stimmt.« Auf dem rechten Bild war der Schornstein im Vergleich zur linken Zeichnung um ein paar Millimeter geschrumpft.
»Danke, Mama.« Klara eilte zurück zur Terrasse, schnappte sich den Kugelschreiber und setzte das letzte Kreuzchen auf das Doppelbild.
Manuela winkte.
Ein Lächeln hatte sich in das Gesicht ihrer Mutter gezaubert. Das Schwarz ihrer Haare wirkte so vital wie in Manuelas Kindheit, als Papa noch lebte. Gab es so etwas wie eine telepathische Übertragung der Erholung? Man mochte es bei diesem Anblick durchaus meinen. Wenn es ihr so gut ging, würde es auch mit mütterlichen Segen für Manuelas Beschlüsse klappen. Wohlige Wärme breitete sich im Magen aus.
»Grüß euch«, sagte die Mutter. »Ich habe für euch Tee und Kuchen gemacht. Was hält ihr davon, dass wir auf der Terasse jausnen?«
»Gute Idee.« Alexander nahm den Vorschlag an.
»Kann ich dir helfen?«, fragte Manuela.
»Nicht nötig.« Mutti lächelte. »Es ist ja alles fertig. Und Klara hat mir schon beim Aufdecken geholfen.«
Ein Lächeln huschte über das Gesicht der Kleinen.
Der Geruch leckerer Lebkuchenherzen lockte. Es war schon lange her, dass Manuela die Spezialität ihrer Mutter genossen hatte. Alexander und sie setzten sich zu dem Holztisch auf der Terrasse. Mutti griff nach dem Gmundner Teeservis. »Wie war’s in Bad Waltersdorf?«, fragte sie beim Einschenken.
»Wunderschön.« Manuela goss etwas Milch zum Tee hinzu. »Vor allem die Massagen haben mir richtig gut getan. Und ich habe dort eine Entscheidung gefällt und sie gleich durchgezogen.«
»Aha, und die wäre.«
Den Gesichtsausdruck ihrer Mutter kannte sie. Nun hatte Manuela ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Zeit, die Katze aus dem Sack zu lassen. »Ich werde von Siegfried Hauer keine Aufträge mehr annehmen und hab’s ihm schon mitgeteilt.«
»Bitte?« Muttis Stirn runzelte sich.
»Ich komme mit ihm nicht zurecht.«
In Manuela zog sich alles zusammen. Folgte statt Verständnis wieder eine Moralpredigt oder gar ein Verhör über Manuelas Geschäft?
»Wie schaut’s sonst mit den Kunden aus?«, kam wie befürchtet die Frage ihrer Mutter.
»Mit Thomas habe ich neue Perspektiven erarbeitet.«
Mutti nahm einen Schluck Tee. »Und konkret?«
Manuela seufzte. Wie sollte sie ihr verkaufen, dass sie sich neu orientierte und erst neue Klienten suchte. Wenn es nach Mutti ginge, müssten die Neukunden von Leopoldsdorf bis Oberlaa Schlange stehen, bevor man einen Auftrag ablehnen durfte.
»Also gar nicht.« Manuelas Mutter stellte die Teetasse ab und griff nach dem Lebkuchen. »Sag mal, wie stellst du dir denn das vor? Du kannst doch nicht den Ast absägen, auf dem du sitzt.«
»Ich habe es lang genug mit ihm probiert. Dauernd kamen immer wieder neue Änderungen herein und er hat mir dann die Schuld für die Verzögerungen gegeben. Und weil die Sache mit dem Erfolgsmagazin schief gegangen ist, hat er mir beinhart den Stundensatz gekürzt.«
»Das ist doch logisch«, entgegnete ihre Mutter. »Wenn du nicht rechtzeitig lieferst, entstehen Opportunitätskosten. Deswegen sind Konventionalstrafen auch üblich. Das war bei mir auch nicht anders. Du musst dich einfach besser organisieren anstatt die Schuld bei den anderen zu suchen.«
»Deshalb habe ich extra Thomas dafür engagiert!«
»Hat er dir eingeredet, deine wichtigsten Kunden in die Wüste zu schicken? Ein derart brüskierter Kunde kann dir das Leben zur Hölle machen, meine Liebe.«
»Siegfried ist aber wirklich schwierig«, sprang Alexander in die Bresche.
»Glaubst du noch immer, dass die Selbständigkeit ein Wunschkonzert ist?« Der Lebkuchen in Mutters Hand zitterte. »Du bist schon über dreißig. Hast du wenigstens einen Plan B?«
»Morgen lege ich mit der Akquise los.«
»Erst morgen?« Die Mutter schüttelte den Kopf.
»Ich habe extrem viel um die Ohren gehabt vor dem Kurzurlaub.«
Mutti seufzte. Sie schnappte sich ein Stück Lebkuchen, schob es in den Mund und kaute es langsam. Nach dem Schlucken sagte sie: »Ich habe das Gefühl, dass du noch immer nicht weit genug für die Selbständigkeit bist. Du siehst ja, dass es nicht leicht ist, ein Unternehmen zu schaukeln. Kunden abzuschießen, nur weil sie etwas schwierig sind, wird dich nicht weiterbringen. Und ohne Umsatz kreist bald der Pleitegeier über dir.«
Wut kroch hoch. Wie konnte Mutti von ihr annehmen, dass Manuela keine Ahnung vom Primitivsten hatte. »Das weiß ich auch! Trotzdem kann ich mir nicht alles gefallen lassen.«
Mutti lehnte sich zurück. »Mit schwierigen Kunden umzugehen, gehört nun mal dazu. Schon als Angestellte und als Selbständige erst recht.«
»Unmögliche muss ich mir aber nicht antun.« Manuela griff nach dem Lebkuchen. »Allein der Gesundheit zuliebe.«
»Dann wäre es vielleicht doch besser, wenn du dich von Alexander anmelden lässt.«
Manuela meinte, Hirnkrämpfe zu bekommen. »Aber Mutti!«
»Oder du suchst dir einen sicheren Job. Da musst du um diese Dinge keine Gedanken machen und hast ein fixes Einkommen.«
»Ulrike«, warf Alexander ein. »Manu hat sich schon richtig entschieden. So wie ich sie kenne, wird sie bald neue Aufträge an Land ziehen. Und organisierter ist sie auch geworden.«
»Ich bin nur besorgt«, erwiderte Mutti. »Bisher ist deine Agentur ja kaum vom Fleck gekommen.«
Nicht mal Mutti glaubt an mich!
Manuelas Kopf gewann an Schwere, als sie ihren Blick auf den Teller senkte.
»Schatz.« Alex legte seinen Arm auf ihre Schulter und zog sie zu sich. »Hör zu. Es wird nicht passieren! Du hast ja Thomas und ich sehe ja, dass du auf einem guten Weg bist.«
Manuela nickte. Dass Alex ihr zur Seite stand, konnte man in Gold nicht aufwiegen. Sie durfte die Flinte nicht ins Korn werfen, egal was passierte.